#CampQ2021
Nachhaltiges Handeln

Nachhaltiges Handeln und eine langfristige Perspektive als Grundwerte

10 Fragen an Anna Maria Braun, Vorstandsvorsitzende der B. Braun SE

 

Das Camp Q 2021 fordert „Business Unusual – neu denken, anders führen, nachhaltig wirtschaften“. Wo und wie zeigt sich „Business Unusual“ bei Ihnen?

„Business Unusual“ hatten wir natürlich in hohem Maße zu Beginn der Corona-Pandemie. Unsere Mitarbeiter:innen sind mit der außergewöhnlichen Situation sehr professionell und verantwortungsbewusst umgegangen. Sie halfen beispielsweise in anderen Werken und Standorten mit, in denen wir Produktionsspitzen hatten. Vertriebs- und Logistikmitarbeiter:innen fanden pragmatische Lösungen, damit wir unsere Kunden:innen trotz angespannter Lieferketten und der Pandemie versorgen konnten. Und unsere Mitarbeiter:innen in der Verwaltung stellten von einem Tag auf den anderen auf Homeoffice und Videokonferenzen um. Diese Bereitschaft, offen und kreativ mit Veränderungen umzugehen und neue Wege zu gehen, ist entscheidend, um Krisen zu meistern, aber auch ganz grundsätzlich für nachhaltigen Erfolg.

Was ist in diesem Zusammenhang Ihre größte Herausforderung?

Zum einen muss es uns gelingen, Innovation und Veränderung auch dann voranzutreiben, wenn gerade kein besonderer Leidensdruck herrscht, etwa durch eine Krise oder sinkende Margen in einem Geschäftsfeld. Zweitens ist es unerlässlich, die Mannschaft motivieren und überzeugen zu können – vor allem in Veränderungssituationen. Führungskräften kommt hier mit ihrer Kommunikation eine Schlüsselrolle zu. Insbesondere wertschätzender Dialog sowie die richtige Balance aus Zusammenarbeit und Eigenverantwortung sind wesentlich.

Wo sollten Führungskräfte Ihrer Meinung nach ganz schnell „Business as usual“ beenden und warum?

Business as usual macht spätestens dann keinen Sinn mehr, wenn sich ein Projekt, Produkt oder Prozess nachhaltig nicht bewährt. Dann muss man sich ehrlich eingestehen, dass es sinnvoller ist, das Ganze zu beenden. Es braucht eine Kultur, in der Neubewertungen und -anfänge erlaubt sind.

Beim Camp Q 2021 geht es auch um nachhaltiges Wirtschaften; inwieweit finden die Sustainable Development Goals der UN, bei B. Braun SE Berücksichtigung?

Als Familienunternehmen haben wir eine langfristige Perspektive. Nachhaltiges Handeln ist seit Jahrzehnten einer unserer Grundwerte. Dabei orientieren wir uns sowohl an den Standards der Global Reporting Initiative (GRI), als auch an den Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen. So unterstützen wir beispielsweise Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Bildung. In Senegal und Kenia haben wir gemeinsam mit Partnern einen Bachelorstudiengang für Angewandte biomedizinische Technik entwickelt. In den nächsten Jahren können wir so gemeinsam medizinische Fachkräfte auf hohem Niveau ausbilden, um die Gesundheitsversorgung in den beiden Ländern nachhaltig zu verbessern.

Oft wird gefordert, dass der Mensch mehr in den Mittelpunkt gestellt werden muss. Wenn ja, wie würden sie das für B. Braun SE beschreiben?

Menschen sind von jeher die treibende Kraft hinter B. Braun. Unsere Mitarbeiter:innen arbeiten gemeinsam mit Kunden:innen und Partnern daran, das Leben von Menschen zu schützen und zu verbessern. Ihr Wissen, ihre Leidenschaft und ihre Fähigkeiten sind entscheidend für die Verwirklichung unserer Ziele – und die größte Stärke von B. Braun.

Stichwort „anders führen“: Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben – und hat er sich im Laufe der Zeit verändert?

Es gibt nicht den einen richtigen Führungsstil. Für mich persönlich sind Authentizität, Leistung und Wertschätzung wichtig. Fokus und Disziplin spielen sicher auch eine wesentliche Rolle, aber man muss auch mal Fünfe gerade sein lassen.

„Es ist verrückt, die Dinge immer gleich zu machen und dabei auf andere Ergebnisse zu hoffen“ – sagte Albert Einstein. Wie stellen Sie sicher, dass Sie „neu denken“?

Indem ich möglichst vielfältige Perspektiven höre. Führung heißt für mich auch, den Wert von Vielfalt zu erkennen und zu nutzen, sprich mich mit vielfältigen Persönlichkeiten zu umgeben, ihre Meinungen zu hören und auch mal leidenschaftlich um die beste Lösung zu ringen.

Was denken Sie, findet in der Arbeitswelt aktuell zu wenig Beachtung?

Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, was in Ausnahmesituationen menschlich und technologisch möglich ist. In sehr vielen Unternehmen haben Führungskräfte und Mitarbeiter:innen flexibel auf die neuen Anforderungen reagiert. Neue Lösungen wurden schnell und pragmatisch entwickelt und früh ausprobiert, auch wenn sie vielleicht noch nicht bis ins letzte Detail erprobt waren. Diesen Ansatz und die hierfür notwendige Kultur sollten wir uns gerade in Deutschland auch nach der Corona-Pandemie erhalten.

Wir laden zum Camp Q auch Next Leaders ein. Hätten Sie mit Blick auf Ihre bisherige Karriere einen Ratschlag für sie?

Konzentrieren Sie sich auf Ihrem Berufs- und Karriereweg vor allem auf Ihre persönlichen Talente und Stärken und das, was Sie begeistert. Seien Sie nicht zu sehr auf einen festen Weg fixiert und offen, Neues auszuprobieren. Das Leben verläuft nicht entlang einer geraden Linie. Wenn Sie sich dem widmen, was Sie gerne tun, werden Sie erfolgreich sein.

Eine Entscheidung, die Sie nie bereuen werden…

Ich bereue nichts.



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