Cornelia Edding mit Partner und Hund vor ihrem Haus

Frauen und Karriere: So klappt es!

Die renommierte Trainerin und Autorin Dr. Cornelia Edding ist seit Jahren dem Kompetenzzentrum durch die Mitwirkung bei den Executive Trainings: Women and Cultural Change sowie Studien verbunden. Unter anderem ist sie Co-Autorin des erfolgreichen Handlungsleitfadens „Führungsfrauen – Wie man sie findet und wie man sie bindet“. CreatingCorporateCultures befragte sie zu Kernaussagen ihres neu erschienenen Buches „Herausforderung Karriere – Strategien für Frauen auf dem Weg nach oben“.

 

An mehreren Stellen in Ihrem Buch betonen Sie die besondere Rolle des Chefs bei der Förderung von Frauen. Wie können Chefs die Karriereentwicklung von Frauen aktiv unterstützen? Was wären typische No-Go´s für eine frauenfördernde Organisationskultur?

Der Chef kennt seine Mitarbeiterin am besten, vorausgesetzt, er ist interessiert und schaut hin. Vorausgesetzt, er sieht die tatsächliche Arbeitsleistung und lässt sich nicht von einem blendenden Selbstdarsteller täuschen. Wer seine Mitarbeiterin fördern will,  gibt ihr klare Rückmeldungen zu ihren Stärken und Schwächen. Er hilft ihr, an den Schwachstellen zu arbeiten. Viele Chefs sind bei Frauen vorsichtiger – sie könnte ja anfangen zu weinen, wie peinlich! Aber mit dieser Art von Rücksichtnahme ist den Frauen nicht gedient.

Er gibt ihr herausfordernde Aufgaben und ermutig sie, wenn er sie gut findet, weitere Karriereschritte zu tun, sich womöglich auf eine erste Führungsposition zu bewerben. Er eröffnet ihr Möglichkeiten im Unternehmen sichtbar zu werden, indem er sie zum Beispiel vor Chef-Chefs präsentieren lässt, indem er sie auf wichtige Tagungen schickt, ihr einen Vortrag anvertraut. Er berät sie bei der Suche nach einem Mentor oder einer Mentorin.  Er bezieht sie ein in strategische Diskussionen und mikropolitische Überlegungen.

Und was unterlässt er besser? Entmutigende Bemerkungen („So ein Assessment Center ist nichts für Sie“); abfällige Äußerungen über Outfit oder Aussehen; herzliches Lachen über sexistische Witze ist ebenfalls fehl am Platz. Ein Chef, der seine Mitarbeiterin fördern will, hat außerdem ein Auge darauf, dass sie nicht in eine berufliche Sackgasse gerät oder eine Aufgabe übernimmt, die nur misslingen kann.

Frau Edding, gibt es einen Rat, den Sie (jungen) Frauen geben möchten? Gibt es so etwas wie den ‚richtigen‘ Weg, oder findet den jede für sich? Gibt es dabei Stolpersteine, die zu vermeiden sind, bzw. Unterstützung, die Sie empfehlen würden?

Ich glaube nicht, dass es den einen richtigen Weg gibt. Viele Frauen entdecken erst im Laufe ihrer Berufstätigkeit, dass sie gern weiter aufsteigen und Karriere machen möchten. Und dann gibt es meist wenige weibliche Vorbilder, die Orientierung geben können. So erlebt die Einzelne immer wieder Phasen von Unsicherheit. Zur Orientierung kann man sich Unterstützung und Rat durch eigene Netzwerke suchen, Pläne mit einem interessierten Chef besprechen; auch ein Mentor oder eine Mentorin kennt sich in der Organisation aus und kann beraten. Oft hilft es, etwas auszuprobieren. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie wirklich führen wollen – probieren Sie es aus. Und wenn Sie dann herausfinden, dass Ihre Leidenschaft doch eher einer fachlichen Tätigkeit gilt, gibt es in immer mehr Unternehmen auch die Möglichkeit, einer fachlichen Karriere. Wichtig ist, sich nicht zu übernehmen, also verkraftbare Schritte zu machen. Wichtig ist ebenso, sich nicht schnell entmutigen zu lassen und die Gründe für einen Misserfolg nicht immer nur bei sich selbst zu suchen. Eine Frau gerät häufig in Situationen, in denen sie es nicht allen recht machen kann, weil Widersprüchliches von ihr gefordert wird: So wird von ihr erwartet, dass sie sich durchsetzt – wenn sie das aber tut, gerät sie in Gefahr, als unweiblich abgewertet zu werden. Da ist es gut, sich daran zu erinnern, dass es viele Verhaltensmöglichkeiten gibt. Experimentieren Sie, schauen Sie sich von anderen etwas ab und probieren Sie aus, ob es wirkt und ob es zu Ihnen passt.

Lassen Sie uns nun noch ein Thema ansprechen, das gerade von Frauen gern umgangen wird: Geld und Status. Frauen suchen sich in der Regel eine Arbeit, die sie erfüllt und fühlen sich mit der Organisation eng verbunden. Warum ist es für Frauen wichtig, eine Haltung einzunehmen, aus der heraus sie auch Forderungen stellen?

Nach allem was man weiß, verhandeln Frauen inzwischen nicht seltener als Männer über Geld, sie haben nur seltener Erfolg. Und sie haben oft eine schlechtere Startposition, weil sie mit einem niedrigeren Gehalt angefangen haben als ihre männlichen Kollegen. Gerade Berufsanfängerinnen vergessen oft vor Begeisterung über die Aussicht, eine interessante Stelle zu bekommen, sich für die anstehenden Verhandlungen über das angemessene Gehaltsniveau zu informieren. Und wenn es am Anfang weniger ist als erwartet, sehen viele darüber hinweg. Hauptsache die Arbeit ist interessant. Wenn sie dann erfahren, dass die Kollegen mehr bekommen, ärgern sie sich.

Für anstehende Verhandlungen könnten sich Frauen noch besser vorbereiten; den wichtigsten Grund, dass nämlich ihre Bezahlung ungerecht ist, können sie in der Regel nicht nennen. Aber gute Argumente müssen es schon sein, denn der Chef will überzeugt werden. Und um den verschiedenen Fallstricken in so einer Verhandlung möglichst zu entgehen, kann es nicht schaden am heimischen Küchentisch mit Partner oder Freundin mal einen Probelauf zu machen. Klingt vielleicht lächerlich, wirkt aber Wunder!

 



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