#CampQ19
New Work

Es muss verstärkt ein innerer Kompass da sein …

QUER GEFRAGT – 10 Fragen an Bodo Uebber, Vorstandsmitglied der Daimler AG

 

Herr Uebber, was zeichnet Ihrer Meinung nach „Digital Leadership“ aus?

Digital Leadership erweitert den Werkzeugkasten der Führung um weitere, eben digitale Werkzeuge und zusätzliche Kommunikationskanäle. Damit wird das Spektrum erweitert und vielfältiger sowie zeitlich und örtlich unabhängiger von direkter, unmittelbarer Kommunikation und Führung. Das eröffnet neue Freiräume und Möglichkeiten der Interaktion, Kommunikation und des Feedbacks. Digital Leadership darf selbstverständlich nicht dazu führen, dass Führung nur noch über digitale Kanäle erfolgt. Das Team, die Mitarbeiter, der einzelne Mensch stehen weiter im Mittelpunkt.

Wie wirkt sich „New Work“ bei Daimler aus? Welche Veränderungen gibt es im „Daily Business“ und wie wirken sich diese auf die Unternehmenskultur aus?
  • Digitalisierung und „New Work“ bieten große Chancen:
    Beispielsweise flexiblere Arbeitszeiten für eine optimale Vereinbarung von Beruf, Familie und Privatleben
  • an die Lebenssituation angepasste Beschäftigungsmodelle;
  • eine Vielzahl von Arbeitszeit- und Zusammenarbeitsmodellen über räumliche und zeitliche Grenzen hinweg
  • eine stärker auf Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein fokussierte Führungskultur

Das verbessert die Zufriedenheit, erlaubt Bottom-up-Entscheidungsprozesse, erleichtert Kollaboration. Klar ist aber auch: Diese wachsenden Spielräume brauchen Leitplanken und Spielregeln. Die Gesamtverantwortung für die Arbeitsprozesse bleibt unverändert Führungsaufgabe, die konkrete Gestaltung ist die gemeinsame Aufgabe der Teams, der Mitarbeiter und des Managements.

Brauchen wir aktuell mehr oder weniger Führung?

Ich denke gleich viel. Mehr Verantwortung zu delegieren, heißt weniger Führung; mehr Rahmenbedingungen und Strategien klar zu formulieren bedeutet zugleich mehr Führung.

Wie verändert sich die Kommunikation im Zeitalter von New Work nach extern und wie innerhalb eines Unternehmens?

Es gelangt mehr nach außen. Es muss verstärkt ein innerer Kompass da sein … sonst kann einiges schiefgehen.

Welche technologische Entwicklung ist für Sie im Moment am spannendsten?

Im automobilen Kontext: die Entwicklung des autonomen Fahrens … vom automatischen Einparken, über Autobahn-Assistenten bis hin zu Roboter-Taxis. In Bezug auf New Work beispielsweise die Cloud-basierten Zusammenarbeitsmöglichkeiten und Management-Systeme.

Viele Diskussionen fordern heute, dass der Mensch im Zeitalter der Digitalisierung mehr in den Mittelpunkt gestellt werden muss. Sehen Sie das auch so, und wenn ja, was bedeutet das konkret für Daimler?

Sicherlich soll Digitalisierung nicht dazu führen, dass wir „nur“ noch mit dem Device sprechen bzw. darüber kommunizieren. Man sollte sich auch selber dazu zwingen, sich mit Kollegen, Businesspartnern und Freunden zu treffen und persönlich auszutauschen. Am Ende des Tages sollte man in der Kombination der konventionellen und digitalen Kommunikationsformen effizienter und effektiver zusammenarbeiten können.

Was bedeutet „Querdenken“ für Sie und wie wichtig finden Sie es?

Querdenken heißt für mich, die oft verblüffend simple und einleuchtende Lösung auf ein technisches, wirtschaftliches, logistisches oder soziales Problem zu finden sowie auch ein stetiges Hinterfragen der Praxis.

Wenn wir Ihr Umfeld fragen würden, wie „quer“ Sie denken – was würden diese auf einer Skala von eins bis zehn antworten?

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Was ist aktuell Ihre größte Herausforderung?

Zum einen Daimler als Automobilunternehmen in die digitale & autonome, sharing und elektrische Welt zu führen. Und zum anderen die Mitarbeiter dabei mitzunehmen.

Eine Entscheidung, die Sie nie bereuen werden…

Für Daimler und für Bertelsmann zu arbeiten.



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