Leading Mothers

Leading Mothers: Mütter sind die besseren Führungskräfte

Ich habe oft mit anderen Frauen darüber diskutiert, wie schwierig es ist, als Frau eine Führungsposition zu erreichen. Wieso besteht das mittlere und obere Management nach wie vor hauptsächlich aus Männern?

Nachdem mein Sohn zur Welt gekommen war, bemerkte ich, dass das Thema Beförderung durch die Mutterschaft sogar noch zusätzlich erschwert wurde. Ich war vor der Geburt meines Kindes Führungskraft und bin in Teilzeit als Führungskraft wieder eingestiegen. Zunächst wusste das Unternehmen nicht so recht wohin mit mir. Ein Team zu leiten kam nicht in Frage, denn hierarchische Führung ist schließlich ein Vollzeitjob (dachten meine Chefs). Zu meinem Glück war meine ehemalige Vorgesetzte bereit, dieses ungeschriebene Gesetz zu brechen und mir die Chance zu geben, mich als Führungskraft zu beweisen.

 

Mutterschaft als Boot Camp für Führung

Was hat mir dabei geholfen, eine gute Führungskraft zu sein? Mein Sohn! Durch die durchwachten Nächte, die Trotzanfälle, sein Bedürfnis auf Bäume zu klettern, die „Warum?“-Fragen, das Jonglieren von Arztterminen, Kindergeburtstagen, meinem Teilzeitjob, meinem Mann und seinen Terminen, dem Fußballtraining, der Episode, als mein Sohn nachmittags aus Versehen im Klassenzimmer eingesperrt wurde und alle anderen kleinen und großen Katastrophen und Erlebnisse im Leben meiner Familie.

Mein Schlüsselerlebnis war eine Episode auf dem Spielplatz, als mein Sohn ungefähr 3 Jahre alt war. Im Sandkasten saß ein anderes Kind, das mit einem Bagger spielte. Kurz darauf spielte mein Sohn mit dem Bagger und das andere Kind heulte. Ich musste eingreifen, um die Situation zu retten. An diese Szene dachte ich am nächsten Tag in einem Meeting, in dem sich zwei Abteilungsleiter um ein Projekt stritten. Spontan formte sich der Gedanke „Jetzt gib ihm doch einfach den Bagger zurück“ in meinem Kopf.

Beim Baggerproblem war mir klar, wie ich einschreiten musste. Der daraus resultierende Lerneffekt war einfach ersichtlich: Das Kind lernt „Deins“ und „Meins“ auseinanderzuhalten. Dann lernt es zu teilen. Die Kinder spielen zusammen. Manchmal artet die Baggerfrage aus und das eine Kind zieht dem anderen den Bagger über den Kopf. Meistens gibt es allerdings eine zufriedenstellende und pädagogisch wertvolle Lösung und das Kind lernt zu akzeptieren, dass der Bagger dem anderen gehört und wie man gemeinsam spielt.

Mir kam die Idee, dass diese Form der Konfliktlösung auch in dem Meeting, in dem ich gerade saß, Anwendung finden könnte. Ich habe also vorgeschlagen, das Projekt gemeinsam zu lösen, die Aufgaben aufzuteilen und später wieder zusammen zu führen. Es wurde klar definiert, wer der „Owner“ des Projektes ist und wer für Teilprojekte verantwortlich ist. Zu meiner Überraschung hat das wunderbar funktioniert.

Mir fielen darauf hin ständig mehr Analogien dieser Art ein und ich setzte die in der Kindererziehung und im Familienmanagement gewonnenen Lösungen und Fähigkeiten bewusst in meinem Team und Arbeitsumfeld ein. Mir wurde klar, dass Kindererziehung und Familienmanagement ein Boot Camp für Chefinnen sind. Diese Erkenntnis hat mich zu einer besseren Führungskraft gemacht.

 

Ganzheitliche Betrachtung als Führungskraft

Mein Ziel ist es nicht nur, Frauen als Führungskräfte zu stärken, sondern zusätzlich Männern in Führungspositionen den Einblick in andere Arten der Teamführung zu ermöglichen und sie dazu zu ermutigen, in Einstellungs- oder Mitarbeiterinnengesprächen nach den Erfahrungen als Mutter zu fragen.

Mütter beweisen sich täglich als Führungskräfte. Sie erleben tägliche Krisen und jonglieren mit den unterschiedlichsten Themen. Das macht sie zu guten Projektmanagern mit klaren Zielen und Prioritäten.

Wer schon einmal seinem kleinen Kind ein großes Thema wie Flüchtlinge oder Demokratie erklären musste, weil das Kind etwas darüber aufgeschnappt hatte, weiß, wie man komplexe Themen klar und einfach darstellt.

Für mein Projekt habe ich bisher 40 Frauen in den unterschiedlichsten Positionen interviewt. Es hat mich erschreckt, das einige von ihnen ihre Kinder in ihrem Lebenslauf weglassen und sie im beruflichen Umfeld möglichst nicht erwähnen. Warum tun sie das? Sie haben Angst davor, in eine Schublade gesteckt zu werden und daraufhin nicht befördert zu werden. Dabei sind Kinder und Familie etwas sehr Bereicherndes und Prägendes, das einen guten Teil ihrer Fähigkeiten und Persönlichkeit als Frau und Managerin ausmacht. Ich war schon immer gegen das Wort „Work-Life-Balance“, weil die Arbeit doch Teil des Lebens ist. Wie soll ich denn Themen, die ein Teil voneinander sind, balancieren? Genauso sind Kinder und Familie ein Teil meiner Managerinnenidentität.

Kinder sind keine Lücke im Lebenslauf. Kinder zu erziehen und eine Familie zu managen stärkt ihre Führungsstärken.

 

Leading Mothers

Ich nenne Mütter in Führungspositionen „Leading Mothers“, da es bisher keine Bezeichnung für diese besondere Gruppe von Führungskräften gibt. Leading Mothers haben besondere Stärken, die sie von anderen Führungskräften unterscheiden. Daher finde ich, dass sie einen eigenen Namen verdienen, um sie herauszuheben und zu betonen. Eine gute deutschsprachige Bezeichnung, die nicht mindestens die Hälfte einer Zeile einnimmt, ist mir leider nicht eingefallen.

Die Stärken, auf denen sie ihre Chefinnenposition aufbauen können, sind Konsequenz und effektives Projektmanagement, Empathie, Resilienz, Weiterentwicklung und Weitblick. Das sind die „Trainingsblöcke“, die eine Mutter zu einer besseren Führungskraft macht.

Ist das nicht überspitzt? Natürlich ist es das. Nur so ist die Botschaft klar und wirkungsvoll. Es gibt noch eine ganze Reihe von erfolgskritischen Faktoren, die nötig sind, um Chefin und Mutter zu sein, wie z. B. die Betreuungssituation, Partnerschaftssituation, … . Außerdem ist nicht jede Managerin für eine Führungsposition geeignet, Mutter oder nicht. Laut Gallup besitzt nur eine von 10 Personen das Talent zu führen (Randall J. Beck and Jim Harter, www.gallup.com). Um so wichtiger ist es, den Pool der potenziellen Führungskräfte möglichst groß zu halten.

Auch Väter gewinnen bei der Kindererziehung Fähigkeiten dazu – wenn sie einen wesentlichen Teil davon übernehmen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass Mütter andere Stärken und Eigenschaften als Väter haben.

Und nein, Mitarbeiter sind keine Kleinkinder und sollten auch nicht wie solche behandelt werden. Hat man diese Fähigkeiten wirklich durch die selbstreflektierte Mutterschaft oder eher durch Lebenserfahrung gewonnen? Sicher spielt die Lebenserfahrung eine Rolle. Mutterschaft intensiviert und beschleunigt den Lernprozess allerdings.

Stellen Sie daher Ihre durch die Mutterschaft gelernten Fähigkeiten im Bewerbungs- oder Bewertungsgespräch heraus. Seien Sie genauso stolz auf diese Erfahrungen wie auf die Erfahrungen in Ihrem Berufsleben.

Wenn Sie einstellen oder überlegen, ob Sie eine Mutter zur Chefin machen wollen: Fragen Sie nach den Erfahrungen im Familienmanagement und der Erziehung in der Elternzeit oder außerhalb der Arbeitszeit!

Um die Worte einer von mir interviewten Leading Mother zu verwenden: „Mir tut jeder in einer Führungsposition leid, der keine Kinder hat. Die Erfahrungen sind für Führungskräfte essenziell.“

Machen Sie Karriere nicht statt, sondern wegen Kindern.

Wollen Sie Ihre Erfahrungen und Meinung mit mir teilen? Dann nehmen Sie doch an meiner Umfrage teil:

https://www.surveymonkey.de/r/Z3JRLB7

Vielen Dank!



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