Mich treibt die Motivation, meinen Kindern eine bessere Welt zu hinterlassen
Interview mit Stephan Grabmeier
Stephan, bereits vor der Corona Krise hast du erkannt, dass die Wirtschaft an der Schwelle zu einem neuen, besseren Wirtschaften steht, das fairer, nachhaltiger und verantwortungsvoller zugehen muss. Was ist dir dabei besonders wichtig?
Besseres Wirtschaften ist unabhängig von Corona. Die Corona Krise eröffnet neue Blickwinkel, die uns hoffentlich dazu bewegen noch konsequenter an einer Balance von sozialem, ökologischem und ökonomischen Wirtschaften zu arbeiten. Wichtig ist mir dabei, dass jeder von uns Verantwortung für sein Handeln im Sinne der Enkelfähigkeit übernimmt. Damit meine ich alle Entscheidungen, privat wie beruflich immer so zu treffen, dass wir nicht Raubbau an unserem Planeten betreiben oder Egoismen befriedigen, sondern alles dafür tun unseren nächsten Generationen einen lebensfähigen Planeten zu übergeben.
Wie kann besseres Wirtschaften konkret gelingen? Wo gibt es Best Practice?
Besseres Wirtschaften braucht ein holistisches Denken im Einklang von Systemen – dem inneren und dem äußeren System. Nur dadurch werden wir mit Komplexität umgehen können. Wirtschaften ist kein Selbstzweck. Leider lehrt uns die klassische Betriebswirtschaft das Gegenteil. Jede Organisation ist ein Teil der Natur und Gesellschaft und darin gilt es seine Rolle zu definieren. Wir sollten uns immer fragen, welche Wirkung haben die Produkte, Verfahren, Organisationsformen oder Botschaften unseres Unternehmens auf die Gesellschaft und auf die Natur. Ich bin sicher dadurch verändert sich der Blick auf enkelfähiges Wirtschaften. Es gibt viele tolle Beispiele von Unternehmen aus Familienunternehmen, Social Business oder Impact Start Ups.
Gerne skizziere ich zwei Unternehmensbewegungen, die für mich kopföffnend sind: Zum einen die B-Corporations: Die mittlerweile über 3000 zertifizierten B-Corporations haben sich zum gemeinsamen Ziel gesetzt: „Wir wollen nicht die besten Unternehmen der Welt sein, sondern die besten Unternehmen für die Welt sein. Nach den höchsten sozialen und ökologischen Standards.“ An diesem Purpose lässt sich jedes einzelne Unternehmen zertifizieren und messen. Die Stiftung B-Corporations wurde 2006 in USA gegründet und findet immer mehr Anhänger verantwortungsvoller Unternehmer. Zum anderen gibt es die Gemeinwohlökonomie: Unternehmen der Gemeinwohlökonomie lassen sich durch die Gemeinwohlbilanz an ihrem Beitrag zu besserem Wirtschaften transparent messen. Das Modell der Gemeinwohlökonomie bezeichnet ein Wirtschaftssystem, das auf gemeinwohl-fördernden Werten aufgebaut ist. Mehr als 2000 Unternehmen im deutschsprachigen Raum unterstützen dieses Wirtschaftsmodell. Die beiden Beispiele sind zwei von vielen, die zeigen wie tausende Unternehmen täglich beweisen: Besser Wirtschaften zum Wohle der Gesellschaft und Umwelt ist möglich.
Welche Bedeutung kommt insbesondere den Führungskräften zu? Was bedeutet für dich „Responsible Leadership“?
Die Definition des Purpose – dem Sinn und Zweck eines Unternehmens fängt immer bei den Gründer*innen an. Im Laufe von Jahren oder Jahrzehnten wird dieser bei Bedarf mit Mitarbeiter*innen und Führungskräften angepasst. Der Purpose eines Unternehmens ist so etwas wie der Nordstern, an dem sich alles Handeln und die Bedeutung eines Unternehmens mit seinen Produkten, Verfahren und Organisationsformen ausrichtet. Jeder im Unternehmen hat die Verantwortung im Kontext des Purpose zu agieren. Responsible Leadership fängt bei jedem selbst an z. B. bei der Definition des individuellen Purpose und seiner persönlichen Wirkung in das Unternehmen und in die Gesellschaft. Nur wenn sich eine Führungskraft seines individuellen Purpose bewusst ist, kann er/sie diesen auch wirkungsvoll einsetzen.
Was sind deine inneren Treiber? Du hast dich in die Selbstständigkeit begeben, um deine volle Energie und Schaffenskraft dem enkelfähigen Wirtschaften zu widmen, was lässt dich optimistisch sein, dass wir eine Wende schaffen können?
Ich habe meine Leidenschaft für die Wirkung, die ich erzielen will, in meinem Purpose verankert. Dieser lautet „Ich inspiriere Menschen sich zu entfalten, um eine bessere Welt zu gestalten“. Dieser Purpose ermöglicht mir viele Formate zu schaffen, die Unternehmen und Führungskräften helfen sich zu besserem Wirtschaften zu entwickeln. Ich darf mit großartigen Unternehmern und Führungskräften arbeiten und sehe, dass viele Menschen nachhaltige Verantwortung übernehmen. Sicher nicht alle. Manchmal hindern auch Rahmenbedingungen daran, wenn wir z. B. Kapitalmarktunternehmen betrachten und der Shareholder Value im Vordergrund jeglichen Handelns steht. Ich entwickle Formate und Modelle, wie aktuell das Denkmodell des Grounded Business Thinking, was durch seine Skalierung bald viele Menschen erreicht, die dieses Denkmodell zur Entwicklung für besseres Wirtschaften nutzen können. Ganz einfach treibt mich die Motivation meinen beiden Kindern eine bessere Welt zu hinterlassen, als wir sie in vielen Teilen der Welt sehen. Ich möchte Ihnen ein gutes Vorbild sein und sie dabei unterstützen Treiber für das Gute in der Welt zu werden.
Was ist deine Rolle beim Camp Q – diQital?
Ich durfte als Teil eines großartigen Teams das Camp Q mit designen und freue mich gemeinsam mit Miriam Janke durch die Veranstaltung zu moderieren.
Was ist für dich die Besonderheit des Camp Q? Warum sollte man die Veranstaltung auf gar keinen Fall verpassen?
Camp Q ist für mich ein großes Highlight: Tolle Menschen, ein offener und wertschätzender Austausch mit Menschen die über den Tellerrand denken, sehr inspirierende Impulsgeber und viel Interaktion. Nur Konsumieren gibt es nicht im Camp Q, auch nicht im digitalen Format. Wir werden viel miteinander arbeiten, denn nur so entsteht Kreativität und Energie für Neues. Ich freue mich riesig darauf und kann jedem empfehlen dabei zu sein der mit uns an Business Unusual arbeiten will.
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