Wie ich die Coronakrise wahrnehme … (Teil 3)
„Wenn Krisen ehrlich machen …“ – es war nicht nur der Titel unseres digitalen Camp Q – der Leadership-Konferenz für Querdenker am 16. Juni 2020. Wir als Team des Kompetenzzentrums haben es auch als Einladung an uns selbst verstanden, uns Gedanken zu unseren Gefühlen und Einschätzungen zur Coronakrise aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu machen. Entstanden ist ein Kaleidoskop aus fachlichen Betrachtungen und persönlichen, oft einfühlsamen Eindrücken. Denn, diese Krise hat viele Gesichter. Aber vor allem verbergen sich dahinter Menschen … Mit mehreren Blogbeiträgen möchten wir nicht zuletzt dazu einladen, sich mit eigenen Gedanken zu beteiligen.
Die momentane Situation und die Zeit im Homeoffice bringt mich viel zum Nachdenken. Viele Dinge nehme ich anders wahr als sonst. Ich nehme meinen Alltag teilweise viel intensiver wahr und hinterfrage einiges. Ein paar Gedanken habe ich mal zusammengefasst:
Anfangs habe ich mit einer Freundin darüber gesprochen, wie es wohl ist, eine Woche im Homeoffice zu sein und wie ihre Vorlesungen online ablaufen würden. Und jetzt, nach 9 Wochen, haben auch wir realisiert, dass die Situation wohl nicht nur „eine Woche“ anhält, sondern uns wohl mehrere Monate oder vielleicht sogar Jahre? begleiten wird.
In meiner momentanen Situation bin ich dankbar, von zuhause aus arbeiten zu können, aber ich frage mich auch, wie es ist, ab Sommer in einem völlig fremden Unternehmen zu arbeiten und mit einer neuen Aufgabe: dem Studium konfrontiert zu werden (ich bin, bis zu diesem Studium, für fünf Monate Teil des Kompetenzzentrums und unterstütze das Team bei den Vorbereitungen für das Camp Q). Um so näher diese Zeit rückt, desto mehr Gedanken mache ich mir, ob der Start genauso ablaufen kann, wie er noch im vergangenen Jahr abgelaufen wäre. Oder ob ich auf einige Dinge verzichten muss und auf mich selbst gestellt sein werde?!
Nach vielen Gesprächen mit anderen fällt mir auf, wie privilegiert ich bin, von zuhause aus zu arbeiten und nicht wie viele andere Menschen komplett ohne Arbeit dazustehen.
Ich muss zugeben, dass meine größte Angst zu Beginn der Krise war, wann ich meine Freunde wiedersehe, ich wieder ins Fitnessstudio kann oder ob mein lang ersehnter Sommerurlaub stattfinden kann. Auch jetzt bange ich noch um meinen Urlaub, aber mir ist bewusst geworden, dass es sehr viel Wichtigeres im Leben gibt:
Ich verbringe in dieser Zeit so viel mehr Zeit mit meiner Familie und bin sehr viel an der frischen Luft, was mir sehr gut tut! Meine Schwester und ich verabreden uns zum Fahrrad fahren, Workouts machen, Kochen und Backen; diese Zeit zusammen genieße ich sehr. Normalerweise hat jeder seinen eigenen Alltag und erst am Abend sehen wir uns wieder. Manchmal sieht man sich tagelang nicht, obwohl wir im gleichen Haus wohnen. In dieser Zeit wird mir umso mehr bewusst, wie schön es ist, sich mehr Zeit für die Familie zu nehmen. Die Krise bringt für mich also nicht nur Ängste mit sich, sondern sie hat auch ein paar schöne Seiten. Auch realisiere ich immer mehr, wie froh ich mich schätzen kann, dass es meiner Familie und meinen Freunden gut geht.
All die „Ängste“ zu Beginn der Krise sind also nicht wahrgeworden. Mit meinen Freunden treffe ich mich digital oder wir gehen zu zweit „auf Abstand“ durch den Park und das Fitnessstudio wurde durch Home-Workouts und große Laufrunden im Freien ersetzt.
Als negativ empfinde ich persönlich jedoch die vielen verschiedenen Kanäle, in denen momentan Neuigkeiten verbreitet werden.
Für mich ist es schwierig zu entscheiden, welchen Quellen ich in der momentanen Situation glauben kann oder soll. In allen Medien geht es nur um ein einziges Thema: Die Corona-Pandemie. Anfangs wollte ich immer auf dem neusten Stand sein und alle Neuigkeiten wissen, aber ich habe mich immer mehr von den Nachrichten überflutet gefühlt. Jedes Medium, jede Zeitschrift und jede Person hatte andere Nachrichten und scheinbar „neue Nachrichten“ wurden innerhalb kürzester Zeit wieder aktualisiert. Deshalb bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich versuche, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, damit ich mich nicht zu sehr in die Situation „hineinsteigere“.
Insgesamt versuche ich, die positiven Seiten dieser Zeit stärker zu gewichten, weil ich mir sicher bin, dass es eine Zeit nach der Pandemie geben wird ?
Weitere Blogbeiträge zur „Coronakrise“ finden Sie hier:
Teil 1 „Opa, wie war das noch damals mit dieser Krise …“
Teil 2 „Krisenmanagement und Corona – Wenn der Schwarze Schwan zuschlägt“
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