Change Management braucht den Blick nach Innen

„Gibt es dazu nicht irgendwo ein Tool?“ – Irgendwann wird jede Führungskraft im Rahmen des Change- oder Transformationsmanagements mit dieser Frage wohl konfrontiert werden. Es ist der immerwährende Glaube in Organisationen, an die Machbarkeit aller Dinge, wenn man nur die richtigen Instrumente am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Mitarbeitenden hat. Ein Irrglaube? Zumindest scheitern viele Projekte weniger an den Tools, sondern an den betroffenen Menschen mit ihren Gefühlen.

„Was braucht der Mensch?“ – so formulierte es einmal Reinhard Mohn. Wie er haben viele Führungskräfte an der Spitze von Organisationen nicht nur durch Bilder von der Zukunft des Unternehmens Mitarbeitende motiviert und inspiriert. Sie haben auch verstanden, wie wichtig für Führungskräfte dabei der „Blick nach Innen“ ist: das Verständnis für Zusammenhänge, die Reflexion der Werte, das Erkennen neuer Handlungsspielräume und der Mut zum Perspektivwechsel. In unseren Executive Trainings und im Camp Q lebt diese wertvolle Tradition weiter.

 

Veränderung ist in aller Munde. Aber was bedeutet das konkret für eine Führungskraft? Ist es überhaupt möglich, einen gelungenen Umgang mit dem zu finden, was allgemein als ‚Change‘ bezeichnet wird? Vor allem, da es oft nicht mehr um Ausnahmezeiten geht, sondern fast um Daily Business. Und was macht das mit den Menschen, die davon betroffen sind? Wobei betroffen schon so wertend klingt. Wer ist eigentlich davon betroffen? Gibt es Auslöser, gibt es Leidtragende? Gibt es vielleicht auch Gewinner? Welch‘ ein Unterschied der Perspektive, wenn ich mich als jemanden empfinde, mit dem Change ‚gemacht wird‘. Oder: Ich selbst bin jemand, der die Veränderung initiiert und vorantreibt.

Auch in diesem Jahr werden sich in unseren Executive Trainings Führungskräfte mit genau diesen herausfordernden Fragen beschäftigen. Und wie schon etliche Male in der Geschichte des Kompetenzzentrums, zuletzt beim Executive Training: Zukunftsfähige Führung im Oktober 2017, durften wir Menschen dabei begleiten, wie aus einzelnen Personen eine sich selbst inspirierende und beratende Gruppe wurde. Die einzigartige Lernarchitektur verbunden mit einer besonderen Umgebung führt immer wieder, fast magisch, zu einer Atmosphäre, die ihresgleichen sucht.

Veränderung benötigt zwei Ebenen: die erste, ist die des Wissens. Worum handelt es sich eigentlich wirklich, wenn von Veränderung die Rede ist? Welche typischen Verläufe von Veränderungsprozessen gibt es, wie sind diese zu begleiten und gemeinsam mit allen Beteiligten zu gestalten? Dabei spielen die Herausforderungen der so genannten VUCA-Welt (volatility, uncertainty, complexity and ambiguity | dt.: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit) eine große Rolle!

Der Blick nach Innen

Die zweite Ebene ist die Führungskraft selbst. Denn sie ist die Gestalterin, der Dirigent der großen Symphonie, die sich kontinuierliche Veränderung nennt. Und eine solche Rolle beschränkt sich nicht auf die Ausübung fachlicher Führungsaufgaben. Hierbei geht es um mehr: In allererster Linie geht es darum, sich selbst in der Rolle des Gestalters, der Gestalterin bewusst wahrzunehmen und diese mit Leben zu füllen. Und dafür gibt es keine Vorgaben. Es gilt, diese Rolle individuell auszufüllen. Denn zentraler Bestandteil jedes Change-Prozesses ist der Mensch. Und um Menschen in und durch Veränderungen zu begleiten braucht es Menschen. Menschen, die wissen, wo und für was sie stehen. Die sich ihrer Stärken und ihrer Energie bewusst sind. Menschen, die inspirieren können, weil sie selbst inspiriert sind. Die ein Ziel vor Augen haben und dieses kommunizieren können. Die andere beteiligen, damit es nicht das Ziel eines einzelnen ist, sondern eine gemeinsame Reise, zu der man aufbricht.

Und das erfordert Mut: sich Vorbilder anzuschauen, und doch die Rolle individuell zu gestalten, Neues ausprobieren und im Zweifel einräumen, dass ein anderer Weg besser gewesen wäre, zuzuhören, statt sich in den Mittelpunkt zu stellen, bei sich zu bleiben, wenngleich der Sog durch Termine, Politik und Machtspiele uns ins Wanken bringt. Und wissen, wo die Grenzen sind. Die Grenzen des Zumutbaren, die Grenzen, die die individuelle Lebensbalance meiner selbst und die meiner Mitmenschen in Gefahr bringen. Die Grenzen moralischen Handelns. Und dafür kann es hilfreich sein, sich mit anderen auszutauschen und auch mal auszuhalten, wenn es ein ehrliches Feedback gibt. Perspektivwechsel einnehmen. Und sich immer wieder überprüfen. Ein sehr beeindruckender Praxisreferent, zum damaligen Zeitpunkt Vorstandsmitglied, sagte einmal in einer solchen Runde: „Sie wissen nun, wofür ich stehe und was mich ausmacht. Und auch aus diesem Grund werde ich mein Mandat zum Ende des Jahres aufgeben, weil es nicht mehr mit den Zielen dieser Organisation korrespondiert“.

Peer Group Learning unterstützt Change Projekte

Nimmt man beide Ebenen zusammen, die faktische, die das Wissen über Veränderungen voraussetzt und die individuelle, die der gestaltenden Personen, passiert das, was immer wieder im Erleben und im Beobachten berührt: Führungskräfte entdecken sich, ihre Gestaltungsmacht, ihre Möglichkeiten und beginnen, noch während der Trainingswoche, eigene Vorhaben zu entwickeln, diese gemeinsam in der Gruppe weiter zu entwickeln und fahren schlussendlich mit konkreten nächsten Schritten nach Hause. Dabei ist das Peer Group Learning, das in der Woche ein entscheidendes Element ist, Grundlage, um sich in einem vertraulichen und sehr unterstützenden Rahmen gegenseitig zu beraten und zu begleiten. Dies führt dazu, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Trainings seit Jahren regelmäßig als Alumni treffen und sich zu Themen austauschen, die unter den Nägeln brennen. So auch am 4. Mai 2018, wo der Austausch und das Querdenken beim CampQ – Der Leadership Konferenz für Querdenker im Mittelpunkt stehen. Auch dort hören Führungskräfte sich zu und geben sich gegenseitig Feedback. Erstmalig können sich in diesem Jahr auch andere interessierte Führungskräfte dazu anmelden. Durch den Austausch entsteht oft Zuversicht, Mut und der ein oder andere neue Weg.

Wir sind gespannt, von der Oktober Gruppe im zweiten Modul zu hören, wie sich Inseln von neuer Energie in den Organisationen installieren und Neues bewegen! Und auch dieser Gruppe legen wir nahe: macht weiter! Nutzt das Netzwerk, den Austausch und den offenen Raum, der sich Euch bietet.

 



Kommentare

  1. / von Werner Danda

    Liebe Freunde der suchenden Werte!
    Es tut wirklich gut, dass immer mehr Menschen erkennen, dass wir wieder anfangen müssen auf einander zu hören. Die Wirksamkeit und Beständigkeit gemeinsamen Tuns. Ein Akzeptieren der „Knautschzonen“ als unersetzliche Voraussetzung des Verstehens und damit fortlaufenden Wandels. Es hat auch viel mit dem respektvollen Anerkennen und Ansprechen anderer Meinungen zu tun. Hier dürfen wir lernen uns um die jetzt „best mögliche“gemeinsame Lösung zu bemühen. Komplexität ist meist dann, wenn die bekannten Ursachen und Wirkungen noch uneinschätzbare Ergebnisse erzeugen.

Kommentar verfassen