Querdenken und gegen den Strom schwimmen

New Work! New Values? – Warum Leaders es schwer haben, querzudenken

Ist es das neue, als „cooler“ empfundene Arbeiten, der Aufbruch, den wir deutlich in Organisationen wahrnehmen oder darf Querdenken – wie es auch beim Camp Q erlaubt, ja sogar erwünscht ist, das Zulassen und Aussprechen zögerlicher Gefühle sein, die den Mehrwert von „New Work“ leise in Frage stellen?

Eigentlich bin ich genervt, wenn in modernen Arbeitsstrukturen jeder unabhängig von Kompetenz und vor allem unabhängig von Engagement mitreden kann und wir uns nur noch in Diskussionen ergehen…“. Mit einer solch ehrlichen Aussage macht man sich schnell unbeliebt und fordert Mutmaßungen wie „digital zurückgeblieben oder nicht agil“ nahezu heraus. Nur allzu sehr spüren wir alle, dass wir doch bitte mithalten sollten mit der Digitalisierung und der Geschwindigkeit und den damit einhergehenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Sind also derartige Gedanken wie oben noch gestattet? Und was bedeutet eigentlich Querdenken?

Bestärken Aussagen wie oben gar die Forderung, dass wir neue Führungskräfte brauchen? Oder sind sie schlicht und einfach menschlich? Menschlich, weil der Druck in den Organisationen groß ist und Buzz-Wörter rund um das Thema Führung im Zeitalter von New Work suggerieren, dass alles hip, cool, agil und kollaborativ – vor allem aber ganz anders werden muss? Na klar, es ist an der Zeit, dass Unternehmenskulturen sich verändern und weiterentwickeln, dass Führung mehr auf Augenhöhe gestaltet werden muss. Und keinesfalls darf Führung zu Ego-Zwecken missbraucht werden, wie in der Vergangenheit so häufig geschehen. Denn wie heißt es so schön: Mit den Instrumenten von gestern lassen sich die Herausforderungen der Zukunft gewiss nicht bewältigen! Ich bin hier völlig d’accord.

Wie ernst meinen wir es mit der Fehlerkultur?

Jedoch, wie wäre es, wenn wir nicht alles gleich in schwarz oder weiß einordnen? In „New Work“ oder „oldschool“, in richtig und falsch? Wer bitte definiert hier eigentlich eine Bewertung und warum tun wir uns so schwer, einerseits tolerant gegenüber Bedenkenträgern zu sein und andererseits offen anzusprechen, was uns wirklich beschäftigt? Wir alle reden davon, die Fehlerkultur verbessern zu müssen und authentisch zu sein. Doch wie ernst meinen wir es damit wirklich, wenn seitens einer vielleicht älteren, erfahrenen Kollegin leise Zweifel gegen eine neue Maßnahme ausgesprochen werden?

Wir sind geprägt durch Anregungen wie: „Formulieren Sie Sätze wie ‚Es geht nicht, weil…‘ um in den Satz ‚Es könnte gehen, wenn…‘!“ Schön und gut und sicher hilfreich, um Ideentötungsmaschinen aus den Köpfen heraus zu katapultieren. Doch wie ernst nehmen wir dann noch einen wirklich verantwortungsvoll gemeinten Satz wie: „Mein Bauchgefühl sagt mir sicher, dass dieser Weg nicht der richtige ist.“ Ich möchte wetten, dass derlei Einwände häufig nicht ernst genommen und ignoriert werden. Und sicher, am Ende muss eine Entscheidung getroffen werden. Würden wir uns jedoch nicht alle einen Gefallen tun, auch bei solchen Gedanken kurz innezuhalten, sie zu reflektieren und zu würdigen? Das Querdenken des Querdenkers zuzulassen und den Umgang miteinander ein klein wenig menschlicher zu gestalten?

Führung im Spagat

Querdenken – Was bedeutet das in der Führung? Durch neue Instrumente und Software wird „Führung“ immer transparenter und kontrollierbarer. Einschätzungen zu dieser Thematik lassen sich in der Publikation Die flexible Führungskraft nachlesen. Das lässt Führung zum Teil auch vorsichtiger agieren und manches mal weniger querdenkerisch. Jedoch soll Führung Orientierung geben in Zeiten hoher Unsicherheit. Sich selbst und natürlich vor allem auch den Mitarbeitern. Dass dies ein Spagat ist, wird uns sehr deutlich in unserer Arbeit mit den vielen Führungskräften bewusst, die wir seit 2006 begleiten dürfen; sei das in Trainings, durch Workshops, oder während vieler Veranstaltungen, Interviews oder Befragungen.

Wir nehmen wahr, dass Führungskräfte sich in ihren Organisationen allein gelassen fühlen, wenn neue Tools und Maßnahmen gepusht, diese jedoch häufig nicht zu Ende gedacht werden, und die ganz konkrete Ideenentwicklung zur Umsetzung individuell den Führungskräften obliegt. Wenn sie in diesem Fall quer denken und vielmehr auch quer handeln werden sie nicht immer dafür geschätzt. Beispiele dazu lassen sich in unseren aus Fokusgruppenworkshops entstandenen Publikationen Am Limit“  oder  „Alles hat seinen Preis“ finden.

Querdenken dürfen, Tabus brechen, Gedanken aussprechen

Führung ist viel facettenreicher als wir glauben. Jede Organisation ist ein eigener Mikrokosmos und jede Führungssituation in diesem Kosmos ist verschieden. Häufig hören wir nicht nur Heldengeschichten, sondern sehr menschliche Begebenheiten, die sich jenseits dessen abspielen, was wir in den Werken endlos langer Bestsellerlisten zum Thema „Führung“ lesen können. Rahmenbedingungen in Organisationen erschweren häufig, was eigentlich von der Unternehmensleitung gewünscht ist.

Ein sehr einprägsames Beispiel schilderte uns eine Alumna, die in ihrem Verantwortungsbereich binnen kürzester Zeit massiv Arbeitsplätze abbauen musste. Ein Wettlauf gegen die Zeit begann, weil externe Berater bereits mit Outplacements begannen, ohne dass sie die Chance hatte, selbst mit ihren Mitarbeitern sprechen zu können. „Das verlief völlig gegen meinen Wertekodex und ich fragte mich ernsthaft, ob in diesem Unternehmen noch mein Platz ist“, schilderte sie die Situation. Ihr Querdenken bestand darin, ihrem Impuls zu folgen, und das Unternehmen zu verlassen. Doch muss es immer so ausgehen? Was können Unternehmen tun, um verantwortungsbewusste Führungskräfte zu binden? Die Frage nach dem Sinn und der Bedeutung der eigenen Tätigkeit nimmt nicht nur für die junge Generation an Bedeutung zu!

Querdenken heißt für uns ein Andersdenken zuzulassen, mit Tabus zu brechen und Gedanken mutig auszusprechen, auch wenn sie noch so schräg sind. Neuland zu betreten und auch mal „vorweg“ zu denken. Also darf und sollte es möglich sein, auch Zweifel laut auszusprechen und eventuelle Mythen der schönen neuen Arbeitswelt zu entlarven.

Es gibt kein Patentrezept für Führung

In unseren Veranstaltungen und Workshops mit Führungskräften erleben wir sehr viele mutige und querdenkende Menschen, die sich öffnen und mit uns und ihren Workshop-Kollegen teilen, was sie als einschränkend erleben, unabhängig der Angst, sich unbeliebt zu machen. Wir sehen Führungskräfte, die ehrlich sind und uns ihr Vertrauen schenken. Die Auswirkungen einer solchen Offenheit auf Gruppen sind mannigfaltig. Es tut vielen gut, zu erfahren, dass sie mit ihren Gedanken, Sorgen und Ängsten nicht allein sind. Sie können den Erfahrungsschatz und das Wissen der Gruppe nutzen, um individuelle Führungssituationen und Handlungsoptionen zu besprechen. Denn: Es gibt kein Patentrezept für Führung. Führung basiert auf Haltung. Andersdenkende einzubeziehen und Handlungsoptionen quer zu denken ist ein absoluter Gewinn!

Aus diesem Bewusstsein heraus und bestärkt durch den großen Vertrauensvorschuss seitens unserer Alumni haben wir das neue Format Camp Q – Die Leadership Konferenz für Querdenker“ entwickelt. Neben innovativen Inhalten und quer gedachten Veranstaltungselementen wollen wir auch dort Räume schaffen für‘s Querdenken und für den Austausch vieler querer Meinungen, für Offenheit und Menschlichkeit. Wir wollen eine Menge Energie und Lust vermitteln, Führung mutig, „lustvoll“ und mit Haltung zu gestalten. Dass durch das Ausprobieren neuer, auch spielerischer Elemente wie z.B. einer Game Show oder einem „Ethikrat“ sicherlich jede Menge Spaß und Begeisterung entstehen wird, sei hier nur am Rande erwähnt. Wir freuen uns auf das Camp Q. Wir freuen uns auf Querdenker wie Sie!

 



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