Neue Arbeit, neue Führung? Neues Camp Q stößt auf großartige Resonanz!

Welche Führungskräfte braucht die Arbeitswelt von morgen? Darüber haben rund 170 Führungskräfte auf der ersten Camp Q Leadership Konferenz für Querdenker von Creating Corporate Cultures diskutiert. Dabei ging es auch um einen neuen Führungsstil.

„New Work, New Values, New Leaders?“, unter diesem Motto hinterfragten die Teilnehmer der Camp Q Leadership Konferenz für Querdenker am 4. Mai 2018 in Berlin, wie die neue Arbeitswelt Unternehmen verändern wird. Zum ersten Mal veranstaltete Creating Corporate Cultures die Konferenz, die künftig jedes Jahr Querdenker der Führungsebene zusammenbringen will. Sie richtet sich sowohl an Alumni der Executive Trainings als auch an digitale Vordenker und andere am Thema interessierte Menschen. Dadurch erweitert das Kompetenzzentrum Führung und Unternehmenskultur ganz bewusst die Zielgruppe, um Entscheider aus traditionellen Unternehmen mit den Menschen zusammen zu bringen, die sich vermutlich als digitale Vorreiter bezeichnen würden und ermöglicht auf diese Weise das „voneinander lernen“. Die Premiere machte deutlich: Camp Q ist mehr Großraum- als Einzelbüro, im Chefsessel konnte sich auf der Konferenz niemand zurücklehnen. Im Austausch mit Referenten wie dem Telekom CEO Timotheus Höttges, Professorin Heike Bruch und Wirtschaftsphilosoph Anders Indset sowie in interaktiven Workshops, reflektierten die Führungskräfte ihre eigene Rolle in der neuen Arbeitswelt.

Welche Rolle Führungskräfte in diesem neuen Arbeitsumfeld haben, stellte das Kompetenzzentrum Führung und Unternehmenskultur im Rahmen des Camp Q erstmals in einer Studie vor, deren erste Ergebnisse pünktlich zur Konferenz erschienen (Bei Interesse an der vollständigen Studie abonnieren Sie unseren Newsletter, um rechtzeitig informiert zu werden.) Für die Unternehmen dürfte das Ergebnis, das Leadership-Professorin Heike Bruch von der Universität St. Gallen präsentierte, wie ein Warnschuss geklungen haben. Nur 6 % der Unternehmen sind derzeit erfolgreiche Pioniere, was die neue Arbeitswelt angeht. Erfolgreich sind vor allem diejenigen, die eine gute Leadership-Kultur vorweisen können. Auf zwei Dinge kommt es in Sachen Führungsqualität laut der Studie besonders an: Eine Führungskraft muss mutig sein, inspirieren können und in die Zukunft vertrauen – jemandem, der zu viel zweifelt, vertrauen die Mitarbeiter nicht.

Prof. Dr. Heike Bruch beim Camp Q – Die Leadership Konferenz für Querdenker am 4. Mai 2018; Fotograf: Thomas Kunsch

Doch das mit dem Vertrauen wird für die Führungskräfte keine leichte Aufgabe. Denn mit dem Wandel durch New Work haben sich auch die Selbstzweifel der Führungskräfte um 72 Prozent erhöht, wie die Professorin erklärte. Immerhin, sie zweifeln nicht nur mehr, sie sind auch 27 Prozent motivierter. Heike Bruch appellierte an die Führungskräfte, diese Motivation zu nutzen und auf die neue Arbeitswelt nicht mit alten Methoden zu reagieren. „Sonst gehen Unternehmen konservativer aus der Entwicklung raus, als sie vorher waren und das wird sie zurückwerfen“, sagte sie.

Dieser Aussage stimmte auch Telekom-Chef Timotheus Höttges zu. Ausnahmsweise, denn über seinen eigenen Führungsstil erzählte er (zum Video), dass er häufig schon aus Prinzip die Gegenposition einnimmt. „Wenn in einem Meeting alle einer Meinung sind, bin ich dagegen, damit wir auch die Argumente für diese Position überdenken,“ sagte Höttges. Führungskräften, die Titel wie Pokale sammeln, prophezeite er wenig Erfolg in der Arbeitswelt von morgen. „Wir müssen die Führungskraft entmystifizieren,“ sagte er. Raus aus den klassischen Abteilungsstrukturen und hin zu Teams, in denen Experten für ein konkretes Projekt zusammenkommen. Am besten bezahlt werden sollten diejenigen Experten, die das Unternehmen durch innovative Ideen besonders nach vorne bringen. Angebot und Nachfrage werden so in Zukunft viel stärker beim Einzelnen ankommen.

Tim Höttges und Miriam Janke beim Campfire-Chat des Camp Q am 4. Mai 2018; Fotograf: Thomas Kunsch

Die Zukunft, ein Unsicherheitsfaktor oder eine Chance? Dieser Frage stellten sich die Führungskräfte auch in sechs verschiedenen Workshops wie zum Beispiel der ZukunftsStation. Ein Szenario überraschte die Teilnehmenden: Im Jahr 2030 ermittelt ein Sensor, wie fit ein Mitarbeiter aktuell ist – geistig und körperlich und erfasst zu jedem Zeitpunkt, woran er wie lange arbeitet. Genauso wie der Chef weiß, wer vom Vorabend noch etwas Alkohol im Blut hat (Interpretation der Teilnehmenden), weiß er auch, wer heute besonders leistungsfähig ist. Die sechs Führungskräfte am Tisch diskutierten: Ein völlig unmenschliches Szenario fanden die einen, endlich dann arbeiten, wenn Körper und Geist im perfekten Flow-Zustand, sagten die anderen. Eine Idee aber führte zur größten Erheiterung: „Wenn der Akku mal leer ist, geht eine rote Lampe an und du kannst nach Hause gehen.“ Am Ende waren sich Teilnehmer dennoch einig: Für das Unternehmen mag die Überwachung ein Gewinn sein, für das Individuum bedeutet sie einen Autonomieverlust.

New Work, das ist vor allem ein Freiheitsbegriff: In flachen Hierarchien kontrollieren Führungskräfte nicht mehr, wie die Mitarbeiter ihre Arbeit zu erledigen haben. Arbeiten, das funktioniert auch von Zuhause, solange das Ergebnis stimmt. So sieht die Vision aus, doch sie hat auch Schattenseiten: Was passiert mit den Menschen, deren Arbeitsplätze durch Roboter ersetzt werden? Wie sollen Unternehmen darauf reagieren, dass Entscheidungen immer schneller getroffen werden (müssen)? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmenden im Erlebnisparcours an den Stationen.

Es sind spielerische Methoden wie das Design Thinking, die zeigen, dass sich etwas tut in der neuen Arbeitswelt: Dass eine Lösung heute kreativer sein darf als die Bulletpoints in einer Power-Point- Präsentation. Sie darf sogar ein selbst entworfener grüner Partyhut auf einem Lego-Figürchen sein, wie im Camp Q entwickelt.

Zum Abschluss der Konferenz rückte dann auch der Philosoph Anders Indset den Menschen in den Mittelpunkt der Wirtschaft. „The business of business is people“, erinnerte er. Die Führungskräfte fragte er, wie viel Zeit sie sich jede Woche zum Reflektieren einplanen. „Wir laufen Marathon und tun alle möglichen Dinge, um unsere Körper fit zu halten, aber wir machen keine Denkstunde für die Rübe,“ gab der Philosoph zu Bedenken. „Ihr seid die Gestalter des Wandels, Euch kommt hier eine besondere Verantwortung zu“ nahm er die Anwesenden in die Pflicht. Viele Führungskräfte hat er damit überzeugt: Einige berichteten, sie wollten sich von jetzt an Denkstunden fest einrichten und haben neue Leadership Commitments für sich formuliert.

Der Veranstaltung wurden seitens der Teilnehmerinnen und Teilnehmer viele unterschiedliche Attribute zugeschrieben: von „ungewöhnlich inspirierend“ über „schräg“ bis hin zu „toller Kontrast zu üblichen Konferenzen, weil erfrischender und schneller Wechsel von Veranstaltungselementen“ war vieles dabei. In den sozialen Medien hallte das Echo der Veranstaltung weiterhin nach und war überaus positiv. Verhinderte potentielle Teilnehmer erkundigen sich bereits nach einer Wiederholung. Und nun die gute Nachricht: Es wird Sie geben! In 2019 wird es weitergehen. Genauso wie einen vollständigen Review zur Veranstaltung mit Mitschnitten und O-Tönen. Folgen Sie uns dafür auf www.twitter.com unter @creatcorpcultur  oder abonnieren Sie hier unseren Newsletter .

 

Team Creating Corporate Cultures beim Camp Q in Berlin am 4. Mai 2018; Fotograf: Thomas Kunsch


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