#CampQ19
New Work

Ohne Haltung und Werte fehlt die Orientierung im Leben

QUER GEFRAGT – 10 Fragen an Hermann Lohbeck, Sprecher der CLAAS Konzernleitung

 

Herr Lohbeck, wie wirkt sich „New Work“ auf die Unternehmenskultur von CLAAS und Ihre persönliche Arbeit aus?

Einige Aspekte sind für uns nicht grundsätzlich neu. Die Zusammenarbeit in gemischten Teams über Landes- und Kulturgrenzen hinweg ist für uns unabdingbar, wenn wir wie z. B. kürzlich ein neues Mähdreschermodell für China entwickeln wollen. Was willst du wirklich tun? Für diese Frage, die bei „New Work“ aufgeworfen wird, haben wir eine gute Antwort: Arbeite bei uns und helfe mit, damit 2050 von den dann über neun Milliarden Menschen möglichst viele satt werden können.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach „Digital Leadership“ aus? Brauchen wir im Zeitalter von New Work mehr oder weniger Führung?

Wir brauchen definitiv Bereiche im Unternehmen, die mit hohen Freiheitsgraden wie ein „Schnellboot“ agieren und stark projekt- und ideengetrieben arbeiten. Ein neues digitales Geschäftsmodell entwickelt man nicht am Reißbrett. Dennoch brauchen sie in einem großen Unternehmen weiterhin auch Führung. Sonst werden sie z. B. ein komplexes Maschinenbauprojekt nicht im Zeitrahmen und nicht mit der richtigen Qualität umsetzen können. Führung ist immer eine Frage von Ort und Zeit – und sie braucht Involvierung.

Was ist für Sie der größte Antrieb bei der Arbeit und was müssten Mitarbeitende mitbringen, um Sie als Führungskraft zu überzeugen?

Wir wollen als Unternehmen für unsere Kunden eine besondere Leistung erbringen und bessere Produkte als der Wettbewerb entwickeln. Das steckt in der DNA von CLAAS. Wettbewerb ist gut, nur er treibt uns immer wieder zu Höchstleistungen an. Daher möchte ich die Motivation des Mitarbeiters spüren, gemeinsam mit seinem Team, als erstes die Ziellinie zu erreichen.

Welche Bedeutung haben Haltung und Werte für Sie persönlich aber auch für den Unternehmenserfolg?

Ohne Haltung und Werte fehlt einem die Orientierung im Leben. Das gilt auch für die Sphäre des Unternehmens und erst recht für ein Familienunternehmen wie CLAAS. Wir schaffen damit eine Basis für Vertrauen und setzen ganz bewusst Leitplanken für das gemeinsame Streben nach Erfolg. Die Unternehmensführung darf das aber nicht nur predigen, sondern muss selbst vorangehen.

Wie verändert sich die Kommunikation in der Digitalisierung nach extern und wie innerhalb eines Unternehmens?

Kommunikation passiert heute immer öfters in Echtzeit. Daher braucht es Schnelligkeit und Sorgfalt zugleich. Das alles geht für die Unternehmen mit einem relativen Kontrollverlust einher. Gleichzeitig ergeben sich ganz neue Chancen, weil wir uns mit viel mehr Menschen direkt vernetzen können. Das Smartphone wird dabei als Schnittstelle immer wichtiger, wenngleich das klassische Printprodukt noch lang nicht tot ist.

Welche technologischen Entwicklungen – auch abseits Ihrer Branche – sind für Sie im Moment am spannendsten?

Innerhalb und außerhalb unserer Branche dreht sich zurzeit viel um das autonome Fahren. Dass wir schon länger einen Mähdrescher bis auf zwei Zentimeter genau über ein Feld steuern können, zeigt das wir in den letzten Jahrzehnten schon viel erreicht haben. Aber egal was in der Zukunft noch kommt: Zumindest in der Landwirtschaft wird der Mensch keinesfalls überflüssig. Eine andere wichtige Frage widmet sich dem Antrieb der Zukunft. Dabei zeichnet sich jetzt schon ab, dass die Welt nicht allein durch Batterietechnologien „gerettet“ wird.

Was braucht es in Organisationen und bei den Menschen, damit Mitarbeitende mit mehr Mut denken, handeln und entscheiden?

Das wird in Teilen immer auch eine Aufgabe für das Führungsteam bleiben. Wie organisieren wir das Unternehmen, dass es international effektiv zusammenarbeiten kann? Wie schaffen wir mehr Freiräume, wo sie gebraucht werden und geben gleichzeitig sichere Orientierung, wo es nötig ist?

Was bedeutet „Querdenken“ für Sie und wie quer denkt Hermann Lohbeck selbst? Was würde Ihr Umfeld sagen?

Wir brauchen Bereiche wo wir bewusst querdenken. Sonst werden wir die disruptiven Herausforderungen, die aus anderen Branchen auf uns zukommen, nicht meistern. Ich starte deshalb in diesem Jahr mit einer kleinen Runde, in der Leute aus dem Unternehmen und von Draußen darüber diskutieren, was der Landwirt in Zukunft wirklich braucht.

Was wird Ihre größte berufliche und/oder persönliche Herausforderung?

Profitables Wachstum wird uns beschäftigen. Zusammen mit der Digitalisierung – ein Thema, auf das ich mich sehr freue – sind das die Herausforderungen der Zukunft.

Eine Entscheidung, die Sie nie bereuen werden…

CLAAS hat mir die Internationalität und viele andere prägende Erfahrungen geschenkt. Ich werde es deshalb nie bereuen, dass mein Berufsweg vor rund 20 Jahren eine entscheidende Wendung nahm und mich hierher führte.



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